VON DER PRAXIS IN DIE LEHRE.

Feb. 10, 2025 | Hinter den Kulissen, Allgemein

EINBLICKE IN DIE WELT DER ELEKTROMOBILITÄT.

Im Zeitalter von Wandel und Innovation ist es für Unternehmen wichtiger denn je, sich mit jungen Talenten und Bildungseinrichtungen zu vernetzen. Genau das gehört zu einer der vielen Tätigkeiten, die unser Kollege Dr. Jürgen Kölch bei der FEV EVA GmbH verfolgt. Für ihn ist dieser Aufgabenbereich jedoch weitaus mehr als nur ein Job.  

Koelchi Websiteblog Foto - FEV EVA

Unser Experte für nachhaltige Antriebe begeistert sich und andere nämlich nicht nur beruflich für die Mobilität von Übermorgen. Jeden Dienstagvormittag heißt es für Jürgen „ab nach Ingolstadt“ an die Technische Hochschule, zu seiner Nebentätigkeit.  

Und das nicht erst seit kurzem. In diesem Jahr darf unser Kollege dort bereits sein 10-jähriges Jubiläum als Dozent feiern, zu dem wir ihm recht herzlich gratulieren.  

Doch wie kam Jürgen überhaupt zu dieser spannenden Tätigkeit? Welche Parallelen gibt es zu seinem Berufsalltag in der Zukunftsmobilität und welchen Impact haben seine Vorlesungen auf jüngere Generationen? Das und vieles mehr, hat uns unser Kollege im nachfolgenden Interview verraten.  

# WIE KAM ES ZU DEINER DOZENTENTÄTIGKEIT UND IN WELCHEM FACHBEREICH BIST DU TÄTIG? 
Ein früherer Kollege (damals waren wir noch die EVA Fahrzeugtechnik) Hans-Georg Schweiger, wurde Professor an der THI und kontaktierte mich, da für einen neuen Masterstudiengang Automotive & Mobility Management noch ein Dozent gesucht wurde. Im Wintersemester unterrichte ich seither an der THI Business School das Modul „Elektromobilität und alternative Antriebskonzepte in der Automobilindustrie“. Später kam im Sommersemester das Modul „Gesellschaftliche Trends mit Relevanz für die Mobilität“ hinzu. 

# WIE LÄUFT EINE KLASSISCHE VORLESUNG BEI DIR AB? 
Natürlich gibt es jede Menge PowerPoint-Folien! (lacht) Aber auch Gruppenarbeiten, Videos und praktische Einheiten. Vor zehn Jahren war der Praxisanteil noch höher: Zu jeder Vorlesung brachte ich ein anderes Batterie- oder Brennstoffzellenfahrzeug mit und stellte es den Studierenden vor. Wir organisierten Testfahrten in Zusammenarbeit mit einem Autohändler. Und natürlich durfte ein Spaziergang zur damals einzigen Ladesäule in der Ingolstädter Fußgängerzone nicht fehlen. 

# WELCHE PARALLELEN GIBT ES ZWISCHEN DEINEM HOCHSCHUL- UND BERUFSALLTAG? 

Bei FEV EVA bin ich neben der Fachkommunikation auch für Hochschulkontakte zuständig. Meine eigene Tätigkeit als (wenn auch nebenberuflicher) Dozent hilft mir, leichter mit Professoren in Kontakt zu treten, um Kooperationsmöglichkeiten im Rahmen bestehender Vorlesungen auszuloten.

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Studierende der THI zu Besuch bei uns in München (damals noch EVA Fahrzeugtechnik)

In meinen eigenen Vorlesungen lade ich auch gelegentlich frühere Kollegen ein, die einen anderen fachlichen Input einbringen und von ihrem Berufsalltag berichten. 

# WAS MACHT DIR AN DEINER DOZENTENTÄTIGKEIT AM MEISTEN SPAß? 
Es ist eine willkommene Abwechslung zum Berufsalltag. Audi ist zu 25 % an meiner Vorlesung beteiligt, sodass wir an Praxistagen beispielsweise Versuche im Windkanal oder Crash-Tests besichtigen konnten. Schön waren auch die Exkursionen, zum Beispiel zum Batterierecycling bei BMW. So konnten wir uns praxisnah ein Bild davon machen, welcher enorme Aufwand dafür betrieben wird. Zudem war ich gelegentlich Zweitprüfer für Masterarbeiten, wodurch ich auch mit Unternehmen außerhalb der Automobilbranche in Kontakt kam. Besonders bereichernd finde ich den Austausch mit den Studierenden – zu erfahren, was sie bewegt und wie sie aktuelle Entwicklungen wahrnehmen. 

# UNSERE ZEIT WIRD IMMER DIGITALER. INWIEWEIT HAT SICH DAS AUF DEINE VORLESUNGEN AUSGEWIRKT? 
Während der Corona-Zeit musste ich meine Vorlesungen vollständig digital umstellen. Dafür habe ich mir Kamera und Mikrofon angeschafft. Anfangs hielt ich über Discord Kontakt zu meinen Studierenden, später stand dann eine Zoom-Lizenz der THI zur Verfügung. Die größte Herausforderung war, in schwarze Kacheln zu sprechen – ich habe die Studierenden erst bei der Prüfung zum ersten Mal gesehen, und das auch nur mit FFP2-Maske. Alle Vorlesungen mussten zudem aufgezeichnet und in einer Cloud bereitgestellt werden. 

WIE HAT SICH DIE EINSTELLUNG DER STUDIERENDEN ZUR ELEKTROMOBILITÄT ÜBER DIE JAHRE VERÄNDERT? 
Heute hat sich die Wahrnehmung der Elektromobilität erneut gewandelt. Während anfangs die Begeisterung überwog, werden nun vermehrt kritische Fragen gestellt – etwa zur Größe der Batterien, zur Herkunft und den Abbaumethoden der Rohstoffe oder zur Nachhaltigkeit der Produktion. Zudem zeigt sich, dass ohne politische Unterstützung die Verkaufszahlen zuletzt wieder rückläufig waren. 

Anfangs war das natürlich eine echte Pionierzeit. Damals kamen die Studierenden und ich sogar in das Magazin der Stadtwerke Ingolstadt mit dem Titel: „Dozent aus München lädt seinen BMW i3 in der Ingolstädter Fußgängerzone“.

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Mit Studierenden in der Ingolstädter Fußgängerzone

So eine Meldung wäre heute keine Schlagzeile mehr wert. Lustig war auch, dass vorbeilaufende Senioren sich von den Studierenden das Auto erklären ließen. 

WELCHE HERAUSFORDERUNGEN HABEN DICH IN DEINER ZEIT ALS DOZENT BESONDERS GEFORDERT?  
Einmal stellte ein Student die Sinnfrage und fragte, warum wir überhaupt diese Inhalte lernen sollten – er war überzeugt, dass das alles nichts bringe. Die Diskussion wurde so intensiv, dass ich die Vorlesung unterbrechen musste, um das Modulhandbuch durchzugehen. Punkt für Punkt habe ich erklärt, worum es in meiner Vorlesung geht und warum diese Themen im Studiengang verankert sind. Der Student hatte sich das Modul vorher nie genau angeschaut und hatte völlig andere Vorstellungen vom Inhalt. 

In der Mitte jedes Semesters werde ich von den Studierenden anonym bewertet. Am Ende der Vorlesung gehe ich dann gemeinsam mit der Gruppe die Rückmeldungen durch. Das hilft mir enorm, um zu verstehen, wie die Studierenden den Kurs wahrnehmen und was ich künftig verbessern kann. Natürlich freue ich mich besonders über Kommentare wie: „Sehr praxisnah!“ oder „Besonders engagierter Dozent!“ 

# WAS WAREN BISHER DIE GRÖßTEN HIGHLIGHTS FÜR DICH? 
Oh, da gab es viele! Ein besonders amüsantes Erlebnis war die verblüfften Gesichter meiner Studierenden, als ich einer Ladesäule in der Fußgängerzone mit meinem Equipment ein E-Auto vorgaukelte – und mir dann die Haare föhnen konnte. Damals hatte ich den Kofferraum voller Kabel, Adapter und Ladekarten. Heute ist die Ladeinfrastruktur zum Glück deutlich besser ausgebaut und solche Improvisationen nicht mehr notwendig. 

# WELCHEN IMPACT HAT DEINE ARBEIT DEINER MEINUNG NACH AUF DIE JUNGEN GENERATIONEN? 
Ein Student hat nach meiner Vorlesung ein Start-up gegründet und gab bei einem Wettbewerb an, dass er durch meine Lehrveranstaltung am meisten inspiriert wurde. Leider gewann er „nur“ den zweiten Preis, sodass wir nicht gemeinsam auf der Bühne standen – sein Unternehmen war aber dennoch sehr erfolgreich. 

Außerdem wurde ich von ehemaligen Studierenden zu einem Podcast eingeladen, in dem wir über meine Ladesäule (die älteste in München!) gesprochen haben. Und die Prüfungsfrage „Was ist der Unterschied zwischen CNG und LPG?“ wird wohl noch Generationen von Studierenden in Erinnerung bleiben. 

Vielen Dank für das Interview! 

Ihre Ansprechpartnerin

Veronika Ganser
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